Einsatzstellenbericht DKJS Dez. 2016 - Feb. 2017

Welche Erfahrungen hast du in deiner Einsatzstelle gemacht, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Letztes Jahr im November fand unser Fachtag „Stark im Land – Lebensräume gemeinsam gestalten“ statt. Das war bis jetzt die größte Veranstaltung, die ich im Team vorbereiten, durchführen und nachbereiten durfte und hat mir eine ganz neue Sicht auf die Lebensverhältnisse von Jugendlichen in Sachsen gezeigt. Anwesend waren neben 50 Gästen auch die beiden jugendpolitischen Sprecher der SPD und der CDU, Henning Homann und Alexander Dierks. Ich durfte auch schon einen Workshop in Bannewitz durchführen und habe gemeinsam mit den Jugendlichen Projektideen für ihre Gemeinde entwickelt. Das hat mich sehr geprägt, da ich diesen Prozess, von Anfang an begleiten durfte. Heute wird in Bannewitz ein Erlebnisspielplatz mit enger Verbindung zur Natur errichtet. Neben den ganz alltäglichen Büroaufgaben, habe ich unter anderem schon Projekte in Glauchau und Gahlenz besucht und geschaut, wie die Jugendlichen in ihrem Prozess vorankommen und welche Ergebnisse sie schon geliefert haben. Ich glaube aber, dass die meisten Erfahrungen, die man sammelt Werte sind, die einen nachhaltig formen.

Der Fachtag im November letzten Jahres

 

Welche Dinge in deinem FSJ gefallen dir besonders gut / besonders schlecht?

Ich bin im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit meinem FSJ, da ich auch das Glück hatte zu meiner Wunscheinsatzstelle zu kommen. Besonders positiv finde ich die Arbeit in unserem sechsköpfigen Team. Wir arbeiten sehr eng zusammen und verstehen uns auch über die täglich anfallenden Aufgaben hinaus. Man geht gemeinsam Mittagessen, verbringt die Kaffee-und Raucherpausen miteinander und kann sich über alles unterhalten, denn es herrscht ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Mit meinen Arbeitszeiten bin ich ebenfalls sehr zufrieden, da ich mir diese flexibel einteilen kann und ich nicht das Gefühl habe unter Zeitdruck zu stehen. Meine Einsatzstelle liegt zentral in der Dresdner Neustadt und mein Arbeitsweg beträgt nicht einmal eine Minute, was mir erstens in meiner Freizeit zu Gute kommt und zweitens viel Stress abnimmt. Auf die Seminarwochen und Bildungstage freue ich mich am meisten, da ich dort mit den anderen FSJlern in meinem Alter in Kontakt bin und Zeit verbringen kann. Besonders die Reise nach Brüssel Ende März wird ein Highlight in diesem Jahr für mich werden. Wirklich schlecht finde ich bisher noch nichts, doch oft bin ich ziemlich ausgelaugt vom (doch anstrengenden) Arbeitstag. Das Abarbeiten meiner Aufgaben macht mir auch Spaß, da ich gefordert, aber nicht überfordert bin. Tage an denen ich nichts, bzw. wenig zu tun habe senken meine Motivation und Aufnahmefähigkeit, da ich mich dann oft von anderen Dingen ablenken lasse. Generell habe ich lieber etwas zu tun, da so die Zeit schneller vergeht und ich mich nicht langweile und zunehmend müder werde.

typische Kaffee-/Raucherpause bei uns

 

Wie hast du dich als neue/r MitarbeiterIn in deiner Einsatzstelle eingelebt?

Ich habe mich als neuer Mitarbeiter in meiner Einsatzstelle eingelebt und meinen Platz gefunden. Das fiel mir anfangs nicht so leicht. Ich hegte eine gewisse Skepsis, da ich mich mit „völlig Fremden“ auseinandersetzen und mich annähern musste. Besonders hatte ich das Gefühl als FSJler in der „realen Arbeitswelt“ nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, da mein Gegenüber meist älter und erfahrener ist als ich. Doch durch ein sehr angenehmes Arbeitsklima und freundliche Kollegen fühle ich mich mittlerweile als vollwertiges Mitglied akzeptiert. Ich weiß mich besser zu definieren und habe meine Rolle gefunden. Nach einem halben Jahr ist die Unsicherheit größtenteils verflogen und die meisten Aufgaben (alleine oder im Team) bereiten mir keine größeren Probleme mehr. Es fällt mir zunehmend leichter mich zu konzentrieren und verständlich auszudrücken, womit ich anfangs sehr zu kämpfen hatte. Das lockere Verhältnis im Team trägt natürlich positiv dazu bei. Innerhalb der Einsatzstelle verstehe ich mich mit den meisten MitarbeiterInnen gut und kann sie bei Fragen jederzeit kontaktieren. Besonders zu erwähnen ist die Weihnachtsfeier im Januar gewesen. Tolle Weihnachtsfeier. Sehr weihnachtlich. Viel Glühwein. Great!

Fühlst du dich in der Seminargruppe wohl? Wie siehst du deine Position / Rolle in der Gruppe?

Nach anfänglichen Unbehagen und Zweifeln, ob das FSJ-Politik überhaupt das Richtige für mich sei, habe ich mich im facettenreichen Umfeld der Seminargruppe doch gut eingelebt. Die Diskussionsbereitschaft spornt mich an und fordert mich, wobei grundlegende Regeln, wie das Ausredenlassen von Anderen und der gegenseitige Respekt gewahrt werden. Interessant finde ich die unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen der Teilnehmer, welche mir auch einen anderen Blick auf Dinge gewähren und meinen Horizont erweitern. Mir macht es Spaß meinen Standpunkt zu vertreten, da ich weiß, dass dieser zur Diskussion beiträgt und von den Anderen nicht einfach als Nichtigkeit abgestempelt wird. Die Hilfsbereitschaft, die Motivation und vor allem der Respekt vor dem Gegenüber sind die Triebstrukturen in dieser Gruppe. Doch auch über die Grenzen des Seminarprogramms hinaus findet man viele gemeinsame Aktivitäten, die in der Freizeit ausgeübt werden können. Vor allem die T****- und Kartenspiele, die Rapsessions und die Gespräche abseits von Politik bleiben mir in Erinnerung. Mittlerweile haben sich sogar Freundschaften entwickelt und man trifft sich zum Beispiel zum Fußball schauen. Meine Position in der Gruppe einzuschätzen fällt mir dann schon schwerer. Ich komme wahrscheinlich oft gelangweilt und wenig motiviert rüber, besonders wenn mich Themen nicht ansprechen, oder ich von der teils übereifrigen Motivation der Anderen abgeschreckt bin. Auf der anderen Seite führe ich gute Argumentationen und vertrete meinen Standpunkt klar und deutlich, wobei ich dabei aber auch oft anecke. Innerhalb der Gruppe bin ich wahrscheinlich ein zweischneidiges Schwert: entweder man kommt klar mit mir und meiner Art, oder nicht, doch ich hinterlasse niemanden ohne Meinung zu mir. Ich kann mich durchsetzen und bin willensstark, also niemals nur ein Mitläufer in der Gruppe. 

Was ich sonst noch zu meinem zweiten Quartal im FSJ Politik sagen möchte:

Bis dato kann ich sagen, dass ich mit dem FSJ die richtige Wahl getroffen habe. Das halbe Jahr praktische Tätigkeit hat mir in meiner Selbstfindungsphase bereits geholfen und ich habe ein viel klareres Bild von mir und meiner Zukunft. Die Unsicherheit und das Unbehagen vom Anfang sind so gut wie weg und mir fällt es leichter mich im Team einzubringen und meiner Rolle als „jugendlicher Einfluss“ in Entscheidungsprozessen gerecht zu werden. Für die zweite Hälfte dieses Jahres wünsche ich mir mit meinen Aufgaben zu wachsen, viel Neues zu lernen und eine gute Zeit zu haben.

Luca Schlenzig