Jugendgeschichtstage in Sachsen

Junge Spurensucher*innen aus Sachsen zeigten ihre Geschichtsprojekte im Landtag - ein Rückblick auf die 20. Sächsischen Jugendgeschichtstage

Am 21. und 22. November 2024 fanden die 20. Sächsischen Jugendgeschichtstage im Sächsischen Landtag statt. 18 Jugendgruppen aus Sachsen präsentierten ihre beeindruckenden Projekte, die sie im Rahmen des Programms „Spurensuche“ recherchiert, entdeckt und gestaltet hatten.

„Spurensuche“ – Geschichte erlebbar machen

Die Sächsischen Jugendgeschichtstage sind der Höhepunkt von „Spurensuche“. In Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Landtag und unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten, werden sie als 2-tägige Veranstaltung ausgerichtet. Gefördert vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt ermutigt „Spurensuche“ seit 20 Jahren Jugendliche, sich mit der Geschichte ihrer Region auseinanderzusetzen und diese durch kreative Projekte zu gestalten.

Jedes Jahr fiebern die Projektgruppen darauf hin und dann ist es ein ganz besonderes Ereignis, die vielfältigen Ergebnisse in Form von kreativ gestalteten Präsentationsstände zu sehen: Ausstellungen wurden konzipiert, Filme, Podcasts und historische Rundgänge hergestellt und Zeugnisse vergangener Zeiten mitgebracht.

Spannende Bildungsangebote am ersten Tag

Der erste Tag bot den Jugendlichen zahlreiche Bildungsangebote, darunter Workshops, Zeitzeugengespräche und Exkursionen: In einem Workshop des AKuBiZ e.V. begaben sich die Teilnehmenden auf die Suche nach den bedrückenden Geschichten des jüdischen Lebens in Pirna und Umgebung vor und während der NS-Zeit. Im Zeitzeugengespräch über Jugendkultur in der DDR, moderiert von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, berichtete Bernd Stracke von Überwachung, Repression und von den alltäglichen Auseinandersetzungen mit dem DDR-Regime. Eine Führung durch die Gemäldegalerie Alte Meister nahm die Jugendlichen mit auf eine Entdeckungsreise, um bekannte Werke aus der Perspektive von Vielfalt und Queerness betrachten. Mit dem Politischen Jugendring Dresden konnten die Teilnehmenden eine Multimediatour auf den Spuren der „Friedliche Revolution“ im Oktober 1989 in Dresden erleben. In einem Spurenrundgang in der Gedenkstätte Münchner Platz erkundeten die Jugendlichen das Gelände. Die Führung bot Einblicke in die Geschichte des Ortes und die dort begangenen Verbrechen. Außerdem bekamen die Jugendlichen in einem weiteren Workshop einen „Crash-Kurs“ zu Film- und Interviewtechniken. Am nächsten Tag kamen sie dann selbst im Einsatz und schlüpften in die Rollen einer/eines Reporter*in oder Kameramann/-frau, befragten Teilnehmer*innen der Jugendgeschichtstage und fingen ihre Eindrücke filmisch ein.

Präsentation der Projekte und Preisverleihung

Mit der Eröffnung des Projektemarkts am Freitag wurde es mit rund 230 Spurensucher*innen sowie jungen und älteren Gästen bunt im Landtag. Der Landtagspräsident und Schirmherr der Jugendgeschichtstage Alexander Dierks begrüßte die Jugendlichen im Plenarsaal. Auch Thomas Früh, als Vertretung des Sozialministeriums begrüßte die Spurensucher*innen. Danach feierte ein Film mit Grußbotschaften zum 20jährigen Jubiläum, aufgenommen von Spurensuche-Teams und Unterstützer*innen des Programms, Premiere. Über die gesellschaftliche Bedeutung von Jugendgeschichtsarbeit tauschten sich anschließend in einem Gespräch der Landtagspräsident Alexander Dierks, die Geschäftsführerin der Sächsischen Jugendstiftung Andrea Büttner und Marcel Berger, Jugendsozialarbeiter aus Rochlitz aus.

Anschließend startete der Projektemarkt. In dieser Zeit präsentierten die Projektgruppen ihre vielfältigen Ergebnisse, konnte ein Quiz gelöst und über den Publikumspreis abgestimmt werden. Im „Kinosaal“ des Landtages hatten fünf, von den Jugendgruppen selbst erstellte Filme, ihre Premiere. Ein besonderes Highlight war eine Ausstellung, die zum 20. Jubiläum im ersten Obergeschoss zu einer Zeitreise durch Spurensuche und die, seit 2004 umgesetzten 480 Geschichtsprojekte, einlud.

Am Nachmittag wurde es durch den Auftritt von Rany Dabbagh sehr stimmungsvoll im Plenarsaal. Diego und Jonathan, beide junge Spurensucher, führten uns souverän durch das Programm und verliehen den Publikumspreis und die drei Quizpreise. Das Rennen um den Publikumspreis machte das Team des Regenbogenbus e.V. aus Eppendorf und überzeugte mit dem Projekt „Taste the War“.

Ein ganz besonderer Höhepunkt war die Verleihung von drei Jugendgeschichtspreisen durch die Fachjury von „Spurensuche“. Über diese Würdigung konnten sich die Jugendlichen des Projektes „In Fritz-Heckerts wohl…?“ freuen. Die Spurensucher*innen des Kinder- und Jugendhauses „Compact“ aus Chemnitz entwickelten zum 50-jährigen Bestehen des Fritz-Heckert-Gebiets ein Theaterstück und einen Film, welches die Geschichte des Stadtteils erlebbar und lebendig machen. Sie schlüpften dafür in verschiedene kreative Rollen, um durch Schauspiel, Drehbuch, Musik und Requisiten die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Viertels auf die Bühne zu bringen. Ein weiterer Preis ging an das Projektteam der Nachbarschaftsschule Leipzig, die ein Projekt um eine jugendliche Widerstandsgruppen im Nationalsozialismus, aufzeigten. Die sog. „Leipziger Meuten“ waren Jugendliche, die sich ihren Freiraum suchten, in einer Zeit, in der das gesamte Leben gleichgeschaltet war. Die Jugendlichen waren in Leipzig unterwegs, hatten sich alte Stadtpläne besorgt und einen Audioguide erstellt. Die Jury überzeugen konnte auch die Projektgruppe um das Fanprojekt Leipzig. Die jungen Fans recherchierten zu Biographien ehemaliger jüdischer Mitglieder im Verein, zur Überwachung von Lok-Fans durch die Stasi sowie der Person Bruno Plache. Zur Preisverleihung konnte sie allerdings leider nicht bleiben, vom Landtag aus ging es mit dem Titel im Gepäck direkt zum Auswärtsspiel nach Plauen.

Danke und bis 2025!

Wir sagen allen Gewinner*innen herzlichen Glückwunsch und allen Jugendgruppen ein dickes Dankeschön für die fantastischen Tage!

Wir sehen uns hoffentlich alle bei den 21. Sächsischen Jugendgeschichtstagen im November 2025 im Sächsischen Landtag wieder!

Wir bedanken uns bei unseren kooperativen und verlässlichen Partner*innen für die Ermöglichung des vielfältigen Programms der Jugendgeschichtstage und bei den jungen Menschen für ihr Interesse, ihre Motivation und ihr Durchhaltevermögen.

Unsere Bildergalerien

Fotogalerie Jugendgeschichtstage 2024
(Fotos Markus Lorenz und Thomas Schlorke)